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Wassermühle Barrien

Kaum eine Wassermühle in Norddeutschland ist so vollständig erhalten wie unsere. Es
lohnt sich also, ihr einen Besuch abzustatten und etwas von ihren Geheimnissen zu entdecken.
Bei einer Führung können Sie verstehen,
  • wie früher die Mühle als wichtiges Glied in der Nahrungsversorgung der Menschen arbeitete
  • wie sie heute als leises, sauberes Kraftwerk Strom erzeugt
  • warum der Schriftsteller Heinrich Schmidt-Barrien eine besondere Bedeutung hat
  • wie Leben und Werk in der Medienstation sichtbar werden
Führungen verabreden Sie bitte unter 04242-937899 (AB)


Geschichte

Kaum eine Wassermühle in Norddeutschland ist so vollständig erhalten wie die unsere in Barrien. Schon im 11. Jahrhundert stand sie wohl hier an der Hache und hat in ihrer wechselvollen Geschichte ihr Gesicht mehrmals verändert. Das heutige Mühlengebäude wurde 1857 von Wilhelm Niebuhr (genannt Tegtmeyer), der die Mühle 7 Jahre zuvor gekauft hatte, erbaut. Dabei wurden die beiden Wasserräder durch ein größeres ersetzt, das die beiden Mahlgänge antrieb. Die letzten Müller waren Heinrich Hattesohl und Friedrich Urbrock. Der Mahlbetrieb wurde 1971 eingestellt. Zuerst Wohnhaus, dann Cafe´ und Kulturort , hat die Mühle seit 1973 ein neues Leben erfahren. Im Zuge der Flußrenaturierung musste das Wasserrad 1999 erneuert werden und wurde nach dem alten Vorbild, aber aus neuem CortenR - Stahl gebaut. Der Stromgenerator ist seit 1997 in Betrieb.

Heute ist die Wassermühle Barrien ein geschütztes Baudenkmal unserer technischen Kulturgeschichte und des früheren ländlichen Gemeindelebens. Im Inneren der Mühle zeugen die zwei vollständig vorhandenen Mahlwerke, die Mühlsteine, der große Trichter, der Rüttelschuh, Sackstutzen und Transmissionsräder vom historischen Mühlenbetrieb . So können Funktion und Ablauf der Getreideverarbeitung genau nachvollzogen werden. Auch zahlreiche Gerätschaften, die zum Müllerhandwerk gehörten, sind noch vorhanden. Wenn sich heute das große Wasserrad dreht, das bis 1971 die Mahlsteine bewegt hat, wird seit 1997 auf der Basis der alten Mühlentechnik sauberer Strom produziert.


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Kleine Chronik

Die Wassermühle erstmals 1345 urkundlich erwähnt, zählt heute zu den wenigen Mühlen in Niedersachsen, die noch über eine intakte Mühlentechnik verfügen. Dass die Mühle noch steht, weil Privatleute sie in viel Eigenarbeit und Engagement renovierten und restaurierten, sollte nicht unerwähnt bleiben. Die Wassermühle in Barrien ist eines der wenigen, erhaltenen das Ortsbild prägenden Gebäude.

Privates Engagement rettet Denkmal

Mehrfach umgebaut, erhielt sie ihr heutiges Gesicht 1857. Die letzten 49 Jahre waren die wohl glücklichsten in ihrem langen Leben. Dass die Familien Palm und Bartel im November 1973 den Kaufvertrag unterschrieben, war für Barrien und die Mühle ein Glücksfall.

Da diese Mühle seinerzeit nicht unter Denkmalsschutz stand, ist gar nicht auszudenken, was alles damit hätte geschehen können. Die damals noch selbständige Gemeinde Barrien wollte das malerisch an der Hache gelegene Gebäude noch vor der Gebiets- und Verwaltungsreform zu Geld machen und bot die Mühle „gegen Gebot“ zum Kauf an. Im Sommer 1973 erhielten die befreundeten Familien einen Hinweis: „Es war Liebe auf den ersten Blick!“

Bei den Verhandlungen mit dem Barrier Gemeindedirektor verpflichtete sich die Gemeinde, das Mühlrad zu erhalten. Schon damals stand fest, diese Mühle als Wohnhaus und Begegnungsstätte zu konzipieren. Diese öffentliche Nutzung gefiel nicht allen, doch schon 1974 wurde die erste Ausstellung in der Mühle veranstaltet.

Nachbarschaftshilfe von allen Seiten

Eineinhalb Jahre war die Mühle eine fast öffentliche Baustelle. Sehr viele Menschen nahmen Anteil am Fortgang der Arbeiten. Ilse Hollwedel brachte bei ihren Besuchen Kuchen mit, andere Nachbarn packten mit an. Der ehemalige Besitzer und letzte Müllermeister „Fidi“ Urbrock, der im Müllerwohnhaus wohnte, erklärte die Mühlentechnik und informierte über die Funktion der verschiedenen Geräte. Er freute sich über das neue Leben in seiner Mühle.

Immer wieder musste entschieden werden, was in der Mühle bleiben und was entfernt werden sollte; so wie die alte Getreidepreisliste, die als Fußbodenbrett diente, und jetzt zu den kleinen Kostbarkeiten der Mühle gehört.

In der Mühle Nienaber am „Krusenberg“ fand sich sogar noch ein alter Mühlstein. Das Transportproblem wurde gelöst werden, indem alle den Stein zur Mühle rollten. Dass ausgerechnet in diesem Moment ein Streifenwagen der Polizei vorbeifuhr, hätte das Ende der Aktion bedeuten können, aber es kam ganz anders: Einer der beiden Polizisten war Alfred Janz aus Okel. Er hatte das Müllerhandwerk erlernt und regelte nicht nur den Verkehr, er bot sich sogar an, den Stein fachgerecht zu schärfen.

Denkmalpflege privat

1977 kam Kreisheimatpfleger Ferdinand Salfer zu Besuch und entdeckte den Sandstein, der jetzt im Kreismuseum ausgestellt ist. „Den hat er uns regelrecht abgeschnackt“, lacht die plötzlich zur Mühlenbesitzerin avancierte Psychologin, die damals ganz andere Sorgen hatte: Der Tennis-Club brauchte Parkplätze und hatte die Idee, das inzwischen leer-stehende Müllerwohnhaus abzureißen. Diesen Plan vereitelten die Mühlenbesitzer, indem sie rechtzeitig dafür sorgten, dass das Haus unter Denkmalsschutz gestellt wurde. Damit verhinderten sie den Abriss, erwarben das Haus mit den letzten Spargroschen und begannen mit der Renovierung. Erneut halfen die Nachbarn. Das Reet für das neue Dach holten Hennig Kampe und Manfred Ristedt mit ihren Treckern vom Barrier Güterbahnhof.

Ein Café auf dem Mehlboden?

Als im September 1985 der Barrier Herbstmarkt mit Gewerbeschau gefeiert wurde, eröffnete in der Wassermühle das Café. Detlef Voges berichtete in der „Regionalen Rundschau“ über dieses Ereignis: „Wenn in der Wassermühle Barrien das Café offiziell eröffnet, dann ist das ein realisierter Traum. Für die Liebhaber und Freunde behaglicher, rustikaler Umgebung entstand dort in unmittelbarer Nähe der Schule und des Mühlenteiches ein Ausflugsziel inmitten wiederbelebter Geschichte. Denn mit Historie hat dieses neue Café einiges zu tun: „Die Wassermühle in Barrien ist schon seit vielen hundert Jahren ein Treffpunkt der Menschen aus der Umgebung. Sie brachten Korn und holten Mehl und Futter und wurden Mühlengäste genannt.“ Nun wurde die Mühle wieder für Mühlengäste geöffnet.

Es klappert die Mühle: für die Geräusche sorgt der Rüttelschuh!

Unzählige Gäste besuchten seitdem das gemütliche Café mit der unvergleichlichen Atmosphäre. Die Wassermühle entwickelte sich zu einem Zentrum in der Kleinkunstszene und gilt als Geheimtipp für Konzerte, Liederabende, Ausstellungen und Kabarett. Das einzigartige „Heinrich-Schmidt-Barrien-Archiv“ vermittelt zudem Eindrücke in Leben und Werk des prominenten Schriftstellers. Schon seit 1989 organisiert die Kulturinitiative „Rüttelschuh“ als gemeinnütziger Verein die Kulturveranstaltungen in der Mühle.

Historisches Wasserkraftwerk

Der letzte Müller arbeitete hier bis 1971. Die wichtigsten Vorrichtungen und Werkzeuge sind noch erhalten und auch das große Wasserrad dreht sich weiter. Schon in den Nachkriegsjahren hatte der Müller mit dem Wasserrad Strom erzeugt. 1997 nahmen sich Studenten des Studienganges Maschinenbau an der Uni Bremen erneut dieser Technik an und entwickelten ein Konzept zur Stromerzeugung, das noch im gleichen Jahr realisiert wurde. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete der Mittelweserverband allerdings schon an Plänen zur Renaturierung der Hache, die von der Mündung bis zur Quelle für Kleintiere und Fische durchgängig werden sollte. Die vor Jahrhunderten eingebauten Mühlenstaue mussten dafür aus der Hache entfernt werden. Das wäre das Ende des Denkmals gewesen.

Denkmalsschutz und Naturschutz standen sich in einem scheinbar unlösbaren Konflikt gegenüber. Erst als sich auch das Fernsehen mit „Buten un binnen“ eingeschaltet hatte, wurde ein Kompromiss erzielt. Aber dem Mühlrad blieb nur noch ein Drittel der Wassermenge zum Antrieb und das wasserbaugeschichtlich ungemein wertvolle und handwerklich meisterhaft gestaltete Gerinne wurde zerstört. Reste davon wurden erst zehn Jahre später am Hacheufer wieder aufgebaut.

Lebendiges Museum

Dass jetzt eine neue Generation 2023 den Betrieb des Cafés übernommen hat und auch die Erhaltung der Mühle und der Technik als Verpflichtung sieht, lässt hoffen, dass auch die Kommune die vertraglich übernommene Erhaltung des Wasserrades ernst nimmt, die sich nicht als lästige Verpflichtung abschütteln lässt.

Lebendiges Museum, Kulturbetrieb mit überregionaler Ausstrahlung, gemütliches Café, und anschauliches Beispiel für nachhaltige Energieerzeugung: In ihrer Harmonie und so übervoll an Geschichte und Geschichten der Stadt Syke und des Ortsteils Barrien hat die Wassermühle noch heute das Potential als beliebter Ort für Begegnungen erhalten zu bleiben.

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